Zwei auf Stühlen tun nichts (42)

Zwei Personen erhalten heimlich die Anweisung von der Spielleitung, sich lediglich nebeneinander auf zwei Stühle mit Blickrichtung nach vorne zu setzen.
Das Publikum erhält anschließend die Anweisung, möglichst genau zu beobachten.
Die beiden Akteure werden sich nun bemühen, "nichts" zu tun; das gelingt ihnen jedoch nicht. Sie werden schauen, sich räuspern, still sein, ein wenig bewegen, was auch immer.
Nach einer gewissen Zeit (etwa 5 bis 7 Minuten) bricht die Spielleitung ab und fragt das Publikum, was es gesehen habe. Es werden allerlei Wahrnehmungen formuliert, teilweise sogar kleine Geschichten erzählt werden ("Die beiden hatten möglicherweise Streit, jetzt wissen sie nicht wie es weitergeht, sie denkt nach, ob sie ihm verzeihen soll ..."), die nur die jeweiligen Zuschauer gesehen haben, aber nicht von den beiden Akteuren auf der Bühne beabsichtigt gespielt wurden.

Fazit: Theater ist ein gesellschaftliches Ereignis mit bestimmten Voraussetzungen und unter bestimmten Bedingungen (Erwartungen, Deutungen usw.), an dem mindestens ein Akteur und ein Zuschauer beteiligt sein müssen.

Grundsätzlich gilt, dass die menschliche Wahrnehmung schon immer sehr eng gekoppelt ist an die Deutung und Interpretation des Wahrgenommenen, d.h.:
Jeder Handlung, egal wo sie stattfindet, wird automatisch auch eine Bedeutung unterlegt, im Theater allemal. Diese Bedeutung differiert je nach Kulturkreis und wird durch tradierte (Bühnen-) Konventionen festgelegt. 

Diese Übung ist von der Homepage des
Fachverbandes Schultheater - Darstellendes Spiel Niedersachsen
www.schultheater-nds.de


von der CD Kursmaterial Theater (Volker List / Malte Pfeiffer)
Übungen und Hilfen für Lernende